Reinventing Organization in der Siloah
Kann die Einführung von Prinzipien der Selbstorganisation im Pflegebereich der Siloah die Arbeitszufriedenheit und Leistungsbereitschaft der Pflegekräfte steigern?
Kontext
Die Bachelorarbeit untersucht die Anwendbarkeit von Selbstorganisation im Pflegebereich des Spitals und Pflegeheims Siloah. Ziel ist es herauszufinden, wie sich veränderte Entscheidungsprozesse auf die Arbeitszufriedenheit und Leistungsbereitschaft der Pflegekräfte auswirken. Inspiriert wurde die Arbeit vom Modell „Reinventing Organizations“ von Frédéric Laloux, das alternative Formen der Zusammenarbeit aufzeigt.
Vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels im Gesundheitswesen und der traditionell stark hierarchisch organisierten Pflege soll Selbstorganisation einen neuen Blickwinkel auf Führungs- und Entscheidungsstrukturen eröffnen. Selbstorganisation bedeutet, dass Mitarbeitende innerhalb definierter Rahmenbedingungen eigenverantwortlich handeln und Entscheidungen im Team treffen, ohne auf klassische Weisungshierarchien angewiesen zu sein. Die Arbeit beleuchtet die Chancen, wie etwa höhere Motivation und Flexibilität, sowie die Risiken, wie Unsicherheit oder Überforderung, die mit der Einführung von Selbstorganisation verbunden sein können.
Zielsetzung
Das Ziel dieser Arbeit war es, das Potenzial von Selbstorganisation im Pflegebereich des Spitals und Pflegeheims Siloah umfassend zu beleuchten. Erstens sollte aufgezeigt werden, wie Pflegekräfte und Führungspersonen Selbstorganisation wahrnehmen und inwiefern sie deren Einfluss auf Arbeitszufriedenheit und Leistungsbereitschaft einschätzen. Zweitens wurde untersucht, ob sich moderne Organisationsprinzipien wie Selbstorganisation in einem stark regulierten und traditionell hierarchisch strukturierten Umfeld wie dem Gesundheitswesen realistisch umsetzen lassen. Drittens verfolgt die Arbeit das Ziel, konkrete Handlungsempfehlungen zur Weiterentwicklung der Führungs- und Entscheidungsstrukturen in der Siloah zu formulieren. Viertens möchte sie ein Bewusstsein für alternative Organisationsformen schaffen und neue Denkanstösse für zukunftsorientierte Führungskonzepte im Gesundheitswesen geben.
Methoden
Die Methodik dieser Arbeit basiert auf einem qualitativen Forschungsdesign mit induktivem Ansatz, das auf die Erfassung subjektiver Wahrnehmungen und Erfahrungen im Kontext von Selbstorganisation abzielt. Im Rahmen einer Single-Case-Studie wurde der Pflegebereich der Siloah untersucht, wobei gezielt Pflegekräfte unterschiedlicher Qualifikationsstufen sowie Führungspersonen verschiedener Hierarchieebenen einbezogen wurden.
Die Datenerhebung umfasste zunächst eine Dokumentanalyse, in der pflegerelevante Richtlinien und Handlungsanweisungen ausgewertet wurden. Ergänzend dazu wurden semi-strukturierte Interviews mit Pflegehilfen SRK, Fachpersonen Gesundheit EFZ, diplomierten Pflegefachpersonen sowie mit Abteilungsleitungen, der stellvertretenden Pflegedirektion und der Pflegedirektorin durchgeführt.
Die Auswertung der erhobenen Interviewdaten erfolgte mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring, um zentrale Themen, Muster und Zusammenhänge systematisch zu identifizieren und interpretativ einzuordnen.
Ergebnisse
Die Umsetzung von Selbstorganisation im Pflegebereich ist grundsätzlich möglich, setzt jedoch bestimmte Rahmenbedingungen voraus. Gesetzliche Vorgaben schränken den Handlungsspielraum ein, da bestimmte pflegerische Aufgaben ausschliesslich von entsprechend qualifiziertem Fachpersonal übernommen werden dürfen. Zudem zeigt sich, dass die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Diese Faktoren müssen bei der Einführung selbstorganisierter Strukturen unbedingt berücksichtigt werden, um realistische und tragfähige Veränderungen zu ermöglichen.
Darauf aufbauend lassen sich konkrete Handlungsempfehlungen ableiten. Mitarbeitende sollten schrittweise an neue Verantwortungsbereiche herangeführt werden, um Überforderung zu vermeiden. Zentral ist auch die gezielte Förderung von Kompetenzen wie Zeitmanagement, Entscheidungsfindung und Kommunikation. Gleichzeitig braucht es Massnahmen zur Entwicklung eines respektvollen und kooperativen Miteinanders, beispielsweise durch Teambuilding und Workshops, um bestehende Hierarchien schrittweise abzubauen. Ergänzend dazu sind strukturelle Anpassungen notwendig, etwa durch flexible Arbeitszeitmodelle, angepasste Dienstpläne und neue Kommunikations- und Koordinationsformen, um die Prinzipien der Selbstorganisation im Pflegealltag realisierbar zu machen.