Massnahmen zur Verringerung von Fehlwürfen bei der Bioabfallsammlung

Kontext
Die Sammlung von Bioabfällen ist essenziell für die Schliessung des Stoffkreislaufs kompostierbarer Stoffe. Leider gelangen immer wieder Fremdstoffe, wie bspw. Plastik, Glas oder Metalle in die Sammlung, welche eine Verwendung des daraus entstehenden Komposts verunmöglichen. Ein mechanisches Herausfiltern dieser Fremdstoffe ist schwierig, teuer und nicht immer vollständig möglich. Jährlich gelangen in der Schweiz ca. 6'300 Tonnen Plastik in die Bioabfallsammlung, wovon jedoch nur 6'200 Tonnen wieder herausgefiltert werden können. Die restlichen 100 Tonnen verbleiben im Kompost, werden mit diesem ausgetragen und gelangen so in unsere Umwelt.
Problem & Zielsetzung
Von der Problematik ist auch Entsorgung + Recycling Zürich (ERZ) betroffen. Eine Hauptursache für das Vorkommen der Fremdstoffe im Bioabfall sind Fehlwürfe, welches auf ein fehlerhaftes Trennverhalten an der Quelle, also bei den Haushalten, zurückzuführen ist. Aus diesem Grund ist es sinnvoll an diesem Punkt anzusetzen und darauf abzuzielen, die Fehlwürfe bei der Bioabfallsammlung zu verringern. Im Rahmen der Bachelor-Thesis sollen deshalb Massnahmen gesucht werden, mit welchen in verschiedenen Regionen der Fehlwurfproblematik entgegengewirkt wird. Deren Umsetzung und Nutzen in der Schweiz, insbesondere in Zürich, soll eruiert werden und daraus konkrete Massnahmenvorschläge für das ERZ abgeleitet werden.
Methodik
Der Arbeit liegt ein exploratives Studien-Design zu Grunde, mit welchem nach Ansätzen gesucht werden sollte, welche beim ERZ noch nicht eingesetzt werden. Dazu wurde zunächst mittels internationaler, wissenschaftlicher Literatur nach Massnahmen gesucht, mit welchen an anderen Orten der Problematik von Fehlwürfen entgegengewirkt wurde. Hierbei wurde nicht nur auf die Bioabfallsammlung beschränkt, sondern die Suche ebenfalls auf andere Recycling-Ströme ausgeweitet, da diese ebenfalls von Fehlwürfen betroffen sind. Die in der Literatur behandelten Massnahmen wurden geclustert und daraus konkrete Massnahmen abgeleitet. Diese wurden anschliessend in qualitativen Interviews mit Fachpersonen aus der Bioabfallsammlung besprochen und deren Anwendbarkeit und Nutzen im Schweizer System der Bioabfallsammlung diskutiert. Basierend auf diesen Interviews wurden Empfehlungen für das ERZ abgeleitet.
Ergebnisse
Die Ergebnisse der Bachelor-Thesis sind in einem positiven Rahmen ernüchternd. Wie sich herausgestellt hat, ist die Fehlwurfproblematik in Zürich, besonders im internationalen Vergleich, auf einem sehr tiefen Level. Viele der gefundenen Massnahmen werden hier bereits eingesetzt oder würden keinen resp. nur einen geringen Nutzen mit sich bringen. Aus diesem Grund ist es für das ERZ wichtig, dieses Level zu halten oder Massnahmen bereit zu halten, falls die Fehlwurfquote zunehmen sollte. Dazu eignet sich ein Agieren auf einem Eskalationsstufenmodell, bei welchem die Massnahmen jeweils verschärft würden, wenn die Fehlwurfquote eine bestimmte Menge überschreitet.

Um das tiefe Level zu halten, bieten sich dem ERZ vor allem kommunikative Massnahmen an. Dadurch soll der Bevölkerung nicht nur das korrekte Trennverhalten der Bioabfälle mitgeteilt werden, sondern auch einen Vergleich der individuellen Verursachenden mit der durchschnittlichen Bevölkerung hinsichtlich Menge und Qualität der Bioabfälle ermöglicht werden.
Nudging-Massnahmen, wie bspw. positives Feedback bei Fehlwurf-freien Bioabfallcontainern können in Zukunft dazu beitragen, dass die Qualität der Bioabfallsammlung sich weiter verbessert und auch langfristig auf gutem Level bestehen bleibt. Konkrete Nudges müssten jedoch in weiterführenden Studien entwickelt werden, wobei sich die Stadt Zürich als ideales Testgebiet eignen würde. Daher wird dem ERZ empfohlen, die Forschung in entsprechenden Pilotprojekten aktiv zu unterstützen.
Am wenigsten Erfolgsversprechend werden finanzielle Massnahmen angesehen, da bei diesen das Kosten-Nutzenverhältnis als nicht zielführend eingeschätzt wird. Daher sollten sie erst dann in Betracht gezogen werden, falls sich die Fehlwurfquote im Zürcher Bioabfall langfristig massiv verschlechtern sollte.
Alles in allem kann nach der Erarbeitung der Bachelor-Thesis gesagt werden, dass Zürich eine Vorzeigerolle in der Bioabfallsammlung einnimmt und daher als Beispiel für andere Gross-Städte dienen sollte.