Innovative Technologien im Fussball: Optimierung des Stadionerlebnisses am Beispiel des BSC Young Boys

Innovative Technologien im Fussball: Optimierung des Stadionerlebnisses am Beispiel des BSC Young Boys
Symbolbild eines YB-Fans mit VR-Brille. (Noé Thierry Feller, Adobe Photoshop, 2025.)

Fussballstadien sind weit mehr als reine Sportstätten – sie sind emotionale Begegnungsorte, an denen Fans ihre Leidenschaft teilen und das Spielgeschehen aktiv mitgestalten. Insbesondere im europäischen Fussball prägt das Publikum nicht nur die Atmosphäre, sondern kann als „zwölfter Mann bzw. Frau“ sogar den Ausgang von Spielen beeinflussen.

Mit der fortschreitenden Digitalisierung verändern sich die Erwartungen der
Zuschauer:innen grundlegend: Die Generation Z fordert zunehmend personalisierte und interaktive Erlebnisse, die über das reine Spiel hinausgehen. Während TV-Übertragungen vielfach digitale Mehrwerte bieten, hinkt das Erlebnis im Stadion häufig hinterher. Vor diesem Hintergrund stellt sich für Vereine wie den BSC Young Boys die zentrale Frage, wie innovative Technologien das Stadionerlebnis nachhaltig verbessern und die Bindung zu jüngeren Zielgruppen stärken können.

Forschungsfragen und Zielsetzung
Trotz der zunehmenden Digitalisierung fehlt bislang eine detaillierte Untersuchung, wie Technologien wie Augmented Reality (AR), Virtual Reality (VR) oder mobile Anwendungen das Stadionerlebnis aus Sicht der Fans konkret bereichern können – insbesondere bei mittelgrossen Vereinen wie dem BSC Young Boys. Vor diesem Hintergrund fokussiert die vorliegende Arbeit auf die zentrale Forschungsfrage:

Wie können digitale Technologien das Stadionerlebnis der Fans des BSC Young Boys nachhaltig optimieren?

Ergänzend dazu werden zwei Unterfragen betrachtet:

  • Welche digitalen Massnahmen und internationalen Best Practices sind für den BSC Young Boys übertragbar?
  • Welche Herausforderungen und Erfolgsfaktoren bestehen bei der Implementierung digitaler Technologien im Stadion?

Der klassische Stadionbesuch steht vor tiefgreifenden Herausforderungen. Die wachsende Nutzung von Streaming-Diensten und sozialen Medien verändert das Medienverhalten insbesondere jüngerer Fans, die digitale und interaktive Erlebnisse erwarten. Technologien wie AR und VR eröffnen neue Möglichkeiten, Sportevents individueller und interaktiver zu gestalten. Gleichzeitig bestehen Spannungsfelder zwischen technikaffinen und traditionsbewussten Fans. Obwohl der BSC Young Boys regelmässig hohe Zuschauerzahlen verzeichnet, ist es für den Verein strategisch bedeutend, digitale Innovationen zu nutzen, um die Attraktivität des Stadionbesuchs für junge Zielgruppen zu erhöhen und neue Erlösquellen zu erschliessen.

Ziel der Arbeit ist es, praxisnahe Erkenntnisse zu gewinnen, wie digitale Technologien das Stadionerlebnis verbessern, das Fan-Engagement steigern und langfristige Bindungen fördern können. Internationale Best Practices dienen dabei als Inspirationsquelle, um konkrete Handlungsempfehlungen für die Umsetzung am Beispiel des BSC Young Boys abzuleiten.

Methodik
Im Rahmen der Methodik wurde ein Mixed-Methods-Forschungsdesign gewählt, das quantitative und qualitative Ansätze kombinierte, um das Stadionerlebnis der BSC Young Boys Fans umfassend zu analysieren. Die quantitative Komponente bestand aus einer Online-Umfrage, die sich an Fans des BSC Young Boys richtete und deren Akzeptanz digitaler Angebote, Fan-Engagement sowie die Bewertung spezifischer Technologien erfasste. Ergänzend wurden leitfadengestützte Interviews mit einer Marketingmitarbeiterin des BSC Young Boys sowie einem Experten für Sportstättenmanagement geführt, um praxisnahe und fachliche Einblicke zu gewinnen. Die Datenerhebung erfolgte in zwei Phasen: Zunächst wurden Interviews durchgeführt, um wichtige Themen für die Umfrage zu identifizieren, anschliessend erfolgte die quantitative Befragung. Die quantitativen Daten wurden mit SPSS statistisch ausgewertet, die qualitativen mittels induktiver Inhaltsanalyse. Darüber hinaus wurden schriftliche Rückmeldungen weiterer Fussballvereine eingeholt, um den Stand digitaler Innovationen vergleichend zu bewerten.

Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen ein grosses Potenzial digitaler Technologien, das Stadionerlebnis der Fans nachhaltig zu verbessern. Die Umfrage belegte eine hohe Akzeptanz digitaler Angebote, insbesondere bei solchen, die den Komfort steigern, wie In-Seat-Ordering, oder interaktive Elemente wie Gamification, die das Fan Engagement fördern. Auffällig war ein Altersunterschied: Jüngere Fans zeigen eine höhere Technikaffinität, während das Fan-Engagement insgesamt unabhängig von Alter und Geschlecht stark ausgeprägt blieb. Die qualitativen Interviews bestätigten diese Erkenntnisse und hoben Erfolgsfaktoren wie Personalisierung, technischen Mehrwert und partizipative Formate hervor. Gleichzeitig wurden Barrieren identifiziert, darunter technische Infrastrukturprobleme, Datenschutzbedenken sowie Vorbehalte in der aktiven Fanszene gegenüber einer zu starken Kommerzialisierung oder der Entfremdung vom traditionellen Stadionerlebnis. Internationale Best Practices und der aktuelle Stand digitaler Technologien bei anderen Vereinen lieferten zusätzliche Impulse für die zielgerichtete Weiterentwicklung.

Handlungsempfehlungen
Aus diesen Erkenntnissen lassen sich vier zentrale Handlungsempfehlungen ableiten. Erstens sollte der Fokus auf einem technologiegestützten Mehrwert liegen, der die Fantraditionen wahrt: Digitale Angebote müssen optional bleiben und das klassische Stadionerlebnis ergänzen, statt es zu ersetzen. Zweitens empfiehlt sich die kurzfristige Umsetzung kleiner digitaler Features mit hohem Erlebniswert, wie Gamification-Elemente, interaktive Fan-Votings, personalisierte Inhalte und Social-Media-Aktivierungen, die schnell realisierbar sind und die Fanbindung stärken. Drittens bietet sich mittelfristig der Einsatz immersiver Technologien wie AR und VR an, ergänzt durch digitale Community-Plattformen und Second-Screen-Angebote, um technikaffine Fans stärker einzubinden. Diese Technologien sollten schrittweise eingeführt und in Pilotprojekten getestet werden. Viertens ist bei der Digitalisierung Vorsicht geboten, insbesondere hinsichtlich Datenschutz und einer möglichen Überfrachtung des Stadionerlebnisses mit digitalen Reizen, die die Atmosphäre beeinträchtigen könnten. Hier empfiehlt sich eine klare Kommunikationsstrategie und die zeitliche Beschränkung interaktiver Inhalte auf Spielpausen, um Tradition und Innovation in Einklang zu bringen. Insgesamt sollte die digitale Weiterentwicklung des Stadionerlebnisses selektiv, bedarfsorientiert und fanorientiert erfolgen, um nachhaltigen Mehrwert zu schaffen.