Wie wird das Wohlbefinden von Mitarbeitenden durch die Arbeit in einem Start-up beeinflusst?

Kontext:
Das mentale Wohlbefinden von Mitarbeitenden ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für Unternehmen, insbesondere im Hinblick auf Motivation, Leistungsfähigkeit und langfristige Mitarbeiterbindung. Während für Angestellte in etablierten Unternehmen und für Unternehmer selbst zahlreiche Studien existieren, ist wenig darüber bekannt, wie die spezifischen Rahmenbedingungen in Start-ups das Wohlbefinden von Mitarbeitenden beeinflussen. Dabei ist gerade das Start-up-Umfeld durch besondere Merkmale wie flache Hierarchien, hohe Eigenverantwortung, unsichere Zukunftsperspektiven und dynamische Arbeitsprozesse gekennzeichnet. Diese Faktoren können sowohl förderlich als auch belastend wirken. Die vorliegende Arbeit greift diese Forschungslücke auf und untersucht, wie Mitarbeitende das Arbeiten in Start-ups erleben – mit Fokus auf ihr mentales Wohlbefinden.
Zielsetzung:
Ziel dieser Bachelorarbeit war es, zentrale Einflussfaktoren auf das mentale Wohlbefinden von Mitarbeitenden in Start-ups zu identifizieren und deren Wirkung im Vergleich zu traditionellen Arbeitsumgebungen zu analysieren. Im Zentrum stand die Frage, durch welche konkreten Arbeitsbedingungen, sozialen Dynamiken und persönlichen Erfahrungen das psychische Erleben im Start-up-Kontext geprägt wird. Darüber hinaus wurde untersucht, ob bestehende theoretische Modelle, insbesondere das Job Demands-Resources Modell (JD-R-Modell), ausreichen, um die komplexen Zusammenhänge in Start-ups zu erfassen – oder ob eine Anpassung an die spezifische Realität von Start-ups notwendig ist.
Methode:
Die empirische Untersuchung basiert auf einem qualitativen, explorativen Forschungsdesign. Es wurden acht halbstrukturierte Interviews mit Personen geführt, die aktuell oder bis vor kurzem in einem Schweizer Start-up tätig waren und gleichzeitig berufliche Erfahrung in etablierten Unternehmen mitbringen. Diese Doppelperspektive ermöglichte einen gezielten Vergleich. Die Auswertung erfolgte mithilfe der Gioia-Methode, die eine theoriebasierte, aber induktive Analyse qualitativer Daten erlaubt. Als theoretische Grundlage diente das Job Demands-Resources Modell (JD-R), das zwischen belastenden Anforderungen und förderlichen Ressourcen am Arbeitsplatz unterscheidet. Ziel war es, daraus ein angepasstes Modell für den Start-up-Kontext zu entwickeln.
Ergebnisse:
Die Ergebnisse zeigen, dass das mentale Wohlbefinden in Start-ups durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren beeinflusst wird. Besonders prägend sind soziale Aspekte wie das Verhältnis im Team und die Qualität der Beziehung zu den Gründern. Ein positives Teamklima sowie regelmässiger, persönlicher Austausch mit Führungspersonen fördern das Wohlbefinden spürbar. Auch ein hohes Mass an Autonomie, die Vielfalt an Aufgaben und die empfundene Sinnhaftigkeit der Arbeit wirken sich motivierend aus. Gleichzeitig zeigen sich Risiken: hohe Arbeitsbelastung, unklare Rollen, mangelnde Anerkennung oder finanzielle Unsicherheit können stark belasten. Auffällig ist die wechselseitige Dynamik – das individuelle Wohlbefinden beeinflusst wiederum, wie Herausforderungen erlebt und verarbeitet werden. Als Resultat wurde ein erweitertes Modell des JD-R-Ansatzes entwickelt, das Rückkopplungseffekte und Start-up-spezifische Einflussfaktoren integriert. Dieses Modell bietet praxisnahe Hinweise für die Gestaltung gesunder Arbeitsbedingungen in Start-ups.