Wie verändert sich die professionelle Identität von IT-Fachkräften durch die Einführung von Scrum?

Wie verändert sich die professionelle Identität von IT-Fachkräften durch die Einführung von Scrum?
Quelle: generiert durch ChatGPT (OpenAI, 2025)

Einleitung

Agile Methoden wie Scrum verändern nicht nur Arbeitsprozesse, sondern auch das berufliche Selbstverständnis der Beschäftigten. Besonders in der IT-Branche, die von schnellen technologischen Entwicklungen und komplexen Anforderungen geprägt ist, geraten traditionelle Rollenbilder zunehmend unter Druck. Die Einführung von Scrum fördert Selbstorganisation, flache Hierarchien und neue Verantwortlichkeiten, was die berufliche Identität der Fachkräfte herausfordert. Diese Veränderungen erfordern ein aktives Auseinandersetzen mit der eigenen Rolle im Team und im Unternehmen. Die Frage nach Zugehörigkeit, Sinn und beruflichem Selbstbild wird zentral, da sich individuelle Identitäten im Spannungsfeld zwischen neuen Anforderungen und bestehenden Vorstellungen neu formen müssen.

Problemstellung und Zielsetzung

Trotz wachsendem Interesse an agilen Arbeitsmethoden ist wenig darüber bekannt, wie IT-Fachkräfte subjektiv den Wandel ihrer beruflichen Identität durch Scrum erleben. Während sich bestehende Studien auf strukturelle Veränderungen konzentrieren, bleiben individuelle Reflexionsprozesse, emotionale Herausforderungen und persönliche Entwicklungsverläufe weitgehend unberücksichtigt. Die Arbeit schliesst diese Forschungslücke, indem sie untersucht, wie Entwickler, Scrum Master und Product Owner die Veränderung ihrer beruflichen Rolle wahrnehmen und verarbeiten. Ziel ist es, über qualitative Interviews ein tieferes Verständnis für die Identitätsarbeit im agilen Kontext zu gewinnen und praxisnahe Empfehlungen zur Unterstützung von Mitarbeitenden in Transformationsprozessen zu erarbeiten.

Methode

Für die Untersuchung wurde ein qualitatives Forschungsdesign gewählt, das die subjektiven Erfahrungen der Beteiligten in den Mittelpunkt stellt. Zuerst wurde eine umfassende Literaturanalyse nach Webster and Watson (2002) durchgeführt. Mithilfe leitfadengestützter Interviews wurden sechs Mitarbeitende der Glaux Group AG befragt – einem IT-Unternehmen mit agilen Teams, vielfältigen Rollenprofilen und unterschiedlichen Erfahrungsniveaus. Die Auswahl der Interviewpartner erfolgte gezielt nach Alter, Funktion, Berufserfahrung und Geschlecht, um verschiedene Perspektiven auf die berufliche Identität im Scrum-Kontext zu erfassen. Die Interviews wurden per Teams geführt, transkribiert und anonymisiert. Zur Analyse wurde die Gioia-Methode verwendet, welche individuelle Aussagen systematisch zu übergeordneten Kategorien verdichtet und theoretisch fundiert interpretiert.

Ergebnisse

Gioia-Diagramm, eigene Darstellung

Die Einführung von Scrum bringt klare Rollenverteilungen, die den Einstieg erleichtern und Verantwortlichkeiten im Team sowie mit dem Kunden transparent machen. Ein gemeinsames Verständnis der Scrum-Rollen auf beiden Seiten fördert die Zusammenarbeit und reduziert Unsicherheiten. Allerdings führen Rollenkonflikte und mangelnde Führung beim Übergang von traditionellen zu agilen Arbeitsweisen häufig zu Frustration und Identitätsunsicherheiten. Besonders Mitarbeitende, die zuvor vielfältige Aufgaben selbst übernommen haben, müssen lernen, sich auf ihre neue Rolle zu fokussieren und Aufgaben zu delegieren.

Scrum wird von den Mitarbeitenden wegen der hohen Autonomie geschätzt, die Freiheit und Motivation fördert. Gleichzeitig kann diese Autonomie zu Überforderung führen, wenn zu viele Aufgaben übernommen werden und das Selbstmanagement fehlt. Die Stärkung der beruflichen Identität wird durch flache Hierarchien und eigenverantwortliches Arbeiten unterstützt.

Das Teamgefüge spielt eine zentrale Rolle: Nach einer oft schwierigen Einführungsphase entwickelt sich ein starkes Zugehörigkeitsgefühl, das durch gegenseitige Unterstützung, transparente Kommunikation und eine positive Fehlerkultur gefestigt wird. Regelmässiger Austausch, auch im Homeoffice, ist entscheidend für den Erfolg.

Zukunftsorientiert sehen Mitarbeitende in Scrum grosse Chancen zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung, etwa durch Übernahme neuer Rollen wie Scrum Master oder Requirements Engineer, während das Team kontinuierlich gemeinsam lernt.