Weniger ist mehr: Das Potenzial bewusster Konsumentscheidungen zur Reduktion von CO₂-Emissionen im Modekonsum

Weniger ist mehr:  Das Potenzial bewusster Konsumentscheidungen zur Reduktion von CO₂-Emissionen  im Modekonsum

Ein kurzer Blick in den Kleiderschrank offenbart oft mehr als nur unseren Stil. Er zeigt, wie tief wir in einem System aus Überproduktion, Trenddruck und Ressourcenverschwendung verankert sind. Die Modebranche verursacht rund zehn Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen. Das ist mehr als der gesamte internationale Flug- und Schiffsverkehr zusammen. Damit gehört die Modeindustrie zu den fünf grössten Verursachern von Treibhausgasemissionen weltweit. Besonders die Fast-Fashion-Industrie trägt entscheidend dazu bei. Mit ständig wechselnden Kollektionen, günstigen Preisen und einem extrem hohen Ressourcenverbrauch verstärkt sie die Umweltproblematik erheblich.

Gleichzeitig wächst in der Gesellschaft das Bewusstsein für nachhaltigen Konsum. Immer mehr Menschen hinterfragen ihr eigenes Kaufverhalten und suchen nach Möglichkeiten, ihren Lebensstil umweltfreundlicher zu gestalten, auch im Bereich Mode. Doch welche nachhaltigen Alternativen sind tatsächlich wirksam und finden zugleich Akzeptanz bei Konsumentinnen und Konsumenten? Und welche dieser Möglichkeiten lassen sich im Alltag realistisch umsetzen, um einen spürbaren Beitrag zur Reduktion des individuellen CO₂-Fussabdrucks zu leisten?

Zielsetzung

Diese Arbeit geht genau diesen Fragen nach. Sie untersucht fünf nachhaltige Konsumalternativen im Modebereich: Secondhandkäufe, Upcycling, das Mieten von Kleidung, der Kauf hochwertiger und langlebiger Mode sowie der bewusste Verzicht auf Fast Fashion. Ziel der Untersuchung ist es herauszufinden, welche dieser Massnahmen aus Sicht der Konsumentinnen und Konsumenten das grösste Potenzial besitzt, durch bewusste Konsumveränderungen zur Reduktion des CO₂-Fussabdrucks beizutragen

Methodik

Für diese empirische Studie wurde ein quantitativer Forschungsansatz gewählt. Die Datenerhebung erfolgte mittels eines Onlinefragebogens, der mit der Software Qualtrics erstellt wurde. Zum Einsatz kam ein Forced-Choice-Pick-Format, bei dem Teilnehmende jeweils zwei nachhaltige Modekonsumalternativen direkt vergleichen und ihre bevorzugte Option wählen mussten. Dieses Verfahren gilt als besonders geeignet, um tatsächliche Präferenzen sichtbar zu machen und Antwortverzerrungen zu minimieren. Insgesamt nahmen 199 Personen an der Umfrage teil. Davon füllten 169 den Fragebogen vollständig aus und konnten in der Analyse berücksichtigt werden.

Kopf an Kopf: Hochwertige Kleidung liegt knapp vor Secondhand

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen ein enges Rennen zwischen zwei klaren Favoriten. Hochwertige Kleidung und Secondhandmode wurden von den Teilnehmenden am häufigsten als bevorzugte nachhaltige Modealternativen genannt. Im direkten Vergleich zwischen beiden Optionen fiel die Entscheidung jedoch leicht zugunsten hochwertiger Kleidung aus, die letztlich den ersten Platz belegt. Secondhandmode folgt dicht dahinter auf Rang zwei. Der bewusste Verzicht auf Fast Fashion Marken nimmt den dritten Platz ein, gefolgt von Upcycling Mode auf dem vierten. Weit abgeschlagen befindet sich Mode mieten auf dem letzten Platz. Diese Reihenfolge lässt darauf schliessen, dass viele Konsumentinnen und Konsumenten bei nachhaltigem Modekonsum vor allem auf Qualität und Langlebigkeit setzen.

Unterschiedliche Lebensrealitäten beeinflussen die Entscheidungen

Ein genauerer Blick auf die Ergebnisse zeigt, dass sich die Präferenzen je nach Altersgruppe, Geschlecht, Kaufverhalten und Einkommen unterscheiden. Jüngere Personen unter 30 Jahren bevorzugen besonders häufig Secondhandmode, während ältere Befragte ab einem Alter von 31 Jahren vermehrt hochwertige Kleidung wählen. Auch zwischen den Geschlechtern gibt es Unterschiede. Frauen greifen häufiger zu Secondhand, während Männer tendenziell eher hochwertige Kleidung bevorzugen. Beim Blick auf das Kaufverhalten zeigt sich, dass Personen mit seltenerem Kleidungskonsum stärker zu Secondhandmode oder zum Verzicht auf Fast Fashion neigen. Wer häufiger Kleidung kauft, entscheidet sich eher für hochwertige Stücke. Auch das Einkommen spielt eine Rolle. Menschen mit höherem Einkommen bevorzugen Qualität, während Personen mit geringerem Einkommen Secondhandmode stärker nutzen. Auffällig ist, dass Mode mieten in keiner der untersuchten Gruppen eine hohe Zustimmung erhält. Unabhängig von Alter, Geschlecht oder Einkommen bleibt diese Option die am wenigsten bevorzugte. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass nachhaltiger Modekonsum stark von persönlichen Lebensumständen beeinflusst wird. Deshalb ist es wichtig, bei der Förderung nachhaltiger Alternativen die Vielfalt der Zielgruppen zu berücksichtigen.

Fazit

Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, dass der Kauf von hochwertiger Kleidung und Secondhandmode die beiden am stärksten bevorzugten nachhaltigen Konsumalternativen sind. Besonders bemerkenswert ist, dass genau diese beiden Optionen laut wissenschaftlicher Literatur auch das grösste CO₂-Einsparpotenzial aufweisen. Hochwertige Kleidung reduziert durch ihre Langlebigkeit die Notwendigkeit häufiger Neukäufe, während Secondhandmode die Lebensdauer bereits produzierter Kleidung verlängert. Damit bestätigen die Präferenzen der Befragten nicht nur ein wachsendes Bewusstsein für nachhaltigen Konsum, sondern decken sich auch mit den wirksamsten Massnahmen zur Reduktion der Emissionen in der Modebranche.

Wer also etwas verändern will, kann mit einer einfachen Entscheidung viel bewirken: weniger kaufen, auf Qualität setzen oder vorhandene Kleidung weitertragen. Auch wenn dieser Appell nicht allen Lebensrealitäten gerecht wird, zeigen die Ergebnisse dieser Arbeit, dass bereits kleine Veränderungen im Konsumverhalten einen messbaren Unterschied machen können.