Was bedeutet Wertschätzung für Pflegende?
Was bedeutet Wertschätzung für Pflegende?
Ein Vergleich zu verschiedenen Lebensphasen.
Die Pflegebranche steht vor einer Vielzahl an Herausforderungen, die nicht nur den akuten Fachkräftemangel und die anspruchsvollen Arbeitsbedingungen betreffen, sondern auch die oft vernachlässigte Wertschätzung gegenüber dem Pflegepersonal. Die vorliegende Forschungsarbeit konzentriert sich auf die Wahrnehmung von diplomierten Pflegefachpersonen bezüglich Wertschätzung und untersucht, wie dieses Thema in verschiedenen Lebensphasen erlebt und interpretiert wird. Spezifische Auswirkungen der Lebensphasen auf die Wahrnehmung von Wertschätzung in der Pflege sind bislang in der Forschung unzureichend betrachtet worden. Es scheint unklar, ob und welche Unterschiede respektive Gemeinsamkeiten es gibt.
Das Ziel der Arbeit ist es, ein differenziertes Verständnis der Wertschätzungsdynamik in zwei grösseren Spitälern mit einer öffentlichen und einer privaten Trägerschaft zu zeichnen. Die Studie stützt sich auf 12 qualitative Tiefeninterviews mit diplomierten Pflegefachpersonen, die über ihre Wahrnehmungen hinsichtlich der Wertschätzung auf den drei Berufsebenen Team, direkte Vorgesetzte, Bereichs- & Spitalleitung befragt werden. Dadurch werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede in drei verschiedenen Alterskategorien (18-30 Jahre, 31-50 Jahre, 50+ Jahre) beleuchtet und spezifische Handlungsempfehlungen für die beiden Spitäler abgeleitet.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Wahrnehmung von Wertschätzung für jede Person und unabhängig von der Altersgruppe variieren kann. Es gibt zwischen den jeweiligen Lebensphasen signifikante Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten. Als besonders bedeutend im Zusammenhang mit Wertschätzung werden von den Pflegenden die Anerkennung durch die Vorgesetzten und ein positives Teamklima erachtet. Wohlwollen, Respekt, Dankbarkeit und Vertrauen werden mit dem Begriff in Verbindung gebracht. Die Bereichs- & Spitalleitungen der Spitäler sollten die involvierten Pflegenden regelmässig über den Status von Projekten und Entscheidungen informieren. Die Ergebnisse zeigen zudem, dass eine positive Arbeitsatmosphäre, die Berücksichtigung der Vereinbarkeit von Privatleben, Familie und Beruf, eine offene und transparente Kommunikation sowie die Einbeziehung in Entscheidungsprozesse wesentliche Faktoren von Wertschätzung sind.
Die Erkenntnisse der Forschungsarbeit unterstreichen die Notwendigkeit, dem Thema Wertschätzung gegenüber Pflegenden einen hohen Stellenwert einzuräumen. Unzureichende Wertschätzung kann negative Folgen wie Kündigungen, Motivationsverlust und gesundheitliche Auswirkungen mit sich bringen. Den Spitälern wird auf Grundlage der Ergebnisse dieser Arbeit empfohlen, auf die speziellen Bedürfnisse der Pflegenden in ihren jeweiligen Lebensphasen einzugehen. Hierbei wird insbesondere die Bedeutung der Kommunikation in allen Lebensphasen hervorgehoben.