Strukturelle Benachteiligung von Frauen im Bewerbungsprozess aufgrund des gebärfähigen Alters

Geschlechterdiskriminierung ist ein breit diskutiertes Thema in der Forschung, und doch gibt es nur sehr wenige Studien, die den Einfluss des gebärfähigen Alters von Frauen im Bewerbungsprozess untersuchen. Dabei ist dieses Thema von besonderer Relevanz, da es nicht nur die Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt, sondern auch die Gleichstellung der Geschlechter insgesamt beeinflusst. Ein besseres Verständnis dieser Problematik kann dazu beitragen, traditionelle Rollenbilder zu hinterfragen und strukturelle Hürden abzubauen.
Zielsetzung
Das Ziel der Arbeit bestand darin, zu untersuchen, inwieweit Vorurteile gegenüber Frauen im gebärfähigen Alter im Bewerbungsprozess existieren und wie stark diese im Denken von Arbeitgeber:innen verankert sind. Dabei wurde analysiert, ob diese Benachteiligungen nach wie vor eine relevante Hürde für betroffene Frauen darstellen oder ob gesetzliche und gesellschaftliche Entwicklungen bereits zu einem Umdenken geführt haben.
Um dem nachzugehen, wurde folgende Forschungsfrage aufgestellt:
Inwieweit führt das gebärfähige Alter von Frauen zu einer strukturellen Benachteiligung im Bewerbungsprozess?
Methodik
Zur Beantwortung dieser Forschungsfrage wurde zunächst eine fundierte Literaturrecherche durchgeführt. Im weiteren Verlauf wurden zwei leitfadengestützte, selbstläufige Gruppendiskussionen nach Ralf Bohnsack durchgeführt: eine mit HR-Verantwortlichen und eine mit Arbeitnehmerinnen. Das Ziel bestand darin, kollektive Deutungsmuster und Erfahrungen sichtbar zu machen. Die Diskussionen wurden transkribiert, anonymisiert und mit dem Analysetool MAXQDA ausgewertet. Die Analyse basierte auf einer Kombination von deduktiven und induktiven Codes.

Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen im Alter von 25 bis 40 Jahren häufig mit indirekten Fragen zur Familienplanung konfrontiert werden. Die Arbeitgeber:innen gehen in dieser Altersspanne davon aus, dass die Frauen bald schwanger werden könnten. Daher werden Frauen in diesem Alter von Unternehmen als Risiko wahrgenommen, unabhängig davon, wie ihre Lebensrealität aussieht. Diese Annahme wird durch stereotype Vorstellungen und traditionelle Rollenbilder verstärkt und kann zu Benachteiligungen im Auswahlprozess führen. Auffällig war zudem, dass solche Fragen häufiger von Führungskräften als von HR-Fachkräften gestellt werden. Die Ergebnisse zeigen ausserdem, dass nicht nur die Familienplanung, sondern auch die Kleidung, das Erscheinungsbild und das Auftreten einer Frau in die Bewertung im Bewerbungsprozess einfliessen können.
Fazit
Insgesamt zeigte diese Arbeit, dass strukturelle Diskriminierung von Frauen im gebärfähigen Alter im Bewerbungsprozess weiterhin existiert. Auch wenn sie nicht flächendeckend auftritt, kann sie die Chancengleichheit von Frauen im Berufsleben deutlich beeinträchtigen.