Sprachen als Kapital: Der Einfluss von Mehrsprachigkeit auf Karrierewege in der Bankenbranche
Diese Forschungsarbeit widmet sich der Untersuchung des Einflusses von Mehrsprachigkeit auf die Karrierewege innerhalb der Bankenbranche, speziell in der Schweiz. Sie bedient sich einer Vielzahl von quantitativen und qualitativen Methoden, um die Sprachkenntnisse, Erfahrungen und Wahrnehmungen von Bankmitarbeiter*innen zu analysieren. Die Ergebnisse offenbaren, dass Deutsch als die vorherrschende Muttersprache gilt und Multilingualität als bedeutender Wert für die berufliche Entwicklung betrachtet wird. Trotz der Berücksichtigung von Mehrsprachigkeit im Einstellungs- und Beförderungsprozess bleibt eine monetäre Anerkennung nicht immer gewährleistet. In Anbetracht dessen empfiehlt die Studie, dass Banken gezielte Massnahmen ergreifen sollten, um die Sprachkompetenzen ihrer Mitarbeiter*innen zu fördern und angemessen zu honorieren.
Ziel und Aufgabe
Das primäre Ziel dieser Untersuchung ist es, zu ermitteln, wie Mehrsprachigkeit die Karrieremöglichkeiten in der Bankenbranche beeinflusst, insbesondere in der Schweiz, wo mehrere Landessprachen und die Sprachen wichtiger Immigrantengruppen eine Rolle spielen. Das Endprodukt wird eine detaillierte Analyse sein, die aufzeigt, inwiefern Sprachkenntnisse in der Personalpolitik und Karriereentwicklung von Banken berücksichtigt werden. Dabei sollen die folgenden Forschungsfragen beantwortet werden:
- In welchem Masse werden Sprachkenntnisse bei der Einstellung und Beförderung in der schweizerischen Bankenbranche berücksichtigt?
- Welchen Einfluss hat Mehrsprachigkeit auf die Karrierechancen von Bankmitarbeiter*innen in der Schweiz?
- Welche spezifischen Sprachen (einschliesslich der Landessprachen und Sprachen von Immigrantengruppen) sind in der schweizerischen Bankenbranche besonders gefragt?
- Wie werden Sprachkenntnisse in der täglichen Arbeit in der Bank genutzt und wie beeinflussen sie die Interaktion sowohl mit den Kundinnen als auch mit den Kolleg*innen?
Methodisches Vorgehen
Unser Forschungsdesign basiert auf einem Mixed-Methods-Ansatz, der sowohl qualitative als auch quantitative Forschungsmethoden kombiniert, um die Stärken beider Ansätze zu nutzen.
Quantitative Forschung
- Ziel: Erhebung robuster, statistisch fundierter Ergebnisse.
- Methode: Durchführung einer elektronischen Umfrage unter Bankmitarbeiter*innen.
- Vorteile:
- Präzise Messung von Variablen unter kontrollierten Bedingungen.
- Ermöglicht die Analyse umfangreicher Datensätze, um die Bedeutung von Mehrsprachigkeit im Bankwesen detailliert darzulegen.
- Fundierte Überprüfung von Hypothesen über den Zusammenhang zwischen Mehrsprachigkeit und Karriereentwicklung.
- Unterstützung bei der Entwicklung von Personalstrategien durch Einblicke in die Nutzung von Mehrsprachigkeit als strategisches Kapital.
Qualitative Forschung
- Ziel: Vertiefte Einsichten in individuelle Erfahrungen und Wahrnehmungen.
- Methode: Durchführung von Interviews.
- Vorteile:
- Erfassung persönlicher und beruflicher Nuancen, die in quantitativen Daten oft verloren gehen.
- Exploration direkter und indirekter Wege, wie Mehrsprachigkeit Karrierechancen beeinflusst.
- Verständnis kultureller, sozialer und organisatorischer Kontexte, in denen Mehrsprachigkeit operiert.
- Flexibilität zur Anpassung der Fragen, um unerwartete Themen und neue Erkenntnisse zu gewinnen.
- Ergänzung quantitativer Daten durch Erklärungen und Kontexte für statistische Trends.
Durch die Kombination dieser Methoden konnten wir ein umfassendes Bild der Auswirkungen von Mehrsprachigkeit auf die Karrierewege in der Bankenbranche zeichnen.
Ergebnisse
Quantitative Ergebnisse
Die Analyse der quantitativen Daten ergab interessante Einblicke in die sprachlichen Fähigkeiten und Erfahrungen der Befragten in der Bankenbranche. In Bezug auf die Muttersprache gaben 74 % der Befragten Deutsch als ihre erste Sprache an, gefolgt von Albanisch (11 %). Die meisten Befragten gaben hier an, mündliche und schriftliche Kenntnisse auf dem höchsten Niveau (C2) in ihrer Muttersprache zu haben. Des Weiteren gab ein Grossteil der Befragten (77 %) an, eine Zweitsprache zu sprechen. Deutsch und Französisch wurden als die am häufigsten genannten Zweitsprachen identifiziert, wobei 25 % bzw. 42 % der Befragten angaben, sie zu beherrschen. Dies unterstreicht die Bedeutung dieser Sprachen in einem multikulturellen Arbeitsumfeld, insbesondere in der Schweiz, wo Deutsch und Französisch Amtssprachen sind. Des Weiteren wurde festgestellt, dass die meisten Befragten mündliche und schriftliche Kenntnisse auf einem mittleren bis fortgeschrittenen Niveau in ihrer Zweitsprache haben. Darüber hinaus wurde die Mehrheit der Befragten (46 %) als erfahrene Mitarbeiter*innen in der Bankenbranche identifiziert, wobei sie angaben, bereits mehr als 10 Jahre in der Branche tätig zu sein. Den Einfluss von Sprachkenntnissen bei der Anstellung bzw. Beförderung gab ein Grossteil der Befragten als mittel bis hoch an. Allerdings wurden die Möglichkeiten eines Sprachtrainings im eigenen Unternehmen sowie die Integration der Mehrsprachigkeit in die Unternehmenskultur weit schwächer bewertet.
Qualitative Ergebnisse
In der Bankenbranche spielen Sprachkenntnisse eine entscheidende Rolle, insbesondere in der Kund*innenkommunikation und -beratung. Deutsch, Englisch und Französisch sind die am häufigsten gefragten Sprachen, wobei die Bedeutung anderer Sprachen je nach Kund*innenbasis variiert. Mehrsprachigkeit wird oft als Vorteil bei der Einstellung und Beförderung betrachtet, da sie die Karrierechancen verbessern kann. Unternehmen dokumentieren zunehmend die Sprachkenntnisse ihrer Mitarbeiter*innen, um die effektive Zuordnung zu Kund*innenanforderungen zu ermöglichen. Digitale Transformation hat die Sprachkommunikation erleichtert, obwohl der menschliche Faktor in der Kund*innenberatung unersetzlich bleibt. Unternehmen bieten unterschiedliche Unterstützung für die sprachliche Weiterbildung ihrer Angestellten an, wobei einige finanzielle Unterstützung oder Weiterbildungsangebote anbieten. Mehrsprachigkeit fördert die interne Zusammenarbeit und hat auch positive Auswirkungen auf die Kund*innenbindung. In Zukunft wird Mehrsprachigkeit in der Bankenbranche immer wichtiger, insbesondere aufgrund der zunehmenden Globalisierung und Migration. Arbeitnehmer werden ermutigt, ihre Sprachkenntnisse zu erweitern, da dies ihre beruflichen Chancen verbessern kann. Arbeitgeber werden dazu angehalten, die Diversität der sprachlichen Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter*innen zu fördern und sie bei der Weiterentwicklung ihrer Sprachkenntnisse zu unterstützen. Insgesamt verdeutlichen sowohl die quantitativen als auch die qualitativen Ergebnisse die entscheidende Rolle von Sprachkenntnissen in der Bankenbranche. Sie zeigen, dass Unternehmen zunehmend die Bedeutung von Mehrsprachigkeit erkennen und ihre Mitarbeiter*innen ermutigen, ihre Sprachkenntnisse zu erweitern, um den sich wandelnden Anforderungen des globalen Bankwesens gerecht zu werden.