Speziesismus und seine Auswirkung auf ein nachhaltiges Konsumverhalten
In unserer heutigen Zeit ist nachhaltiges Konsumverhalten wichtiger denn je, sowohl für die Umwelt als auch aus ethischen Gründen. Dennoch konsumieren viele Menschen weiterhin Produkte, die erhebliche negative Auswirkungen auf die Umwelt haben. Ein Schlüsselfaktor, der dieses Verhalten beeinflusst, ist Speziesismus – die Diskriminierung von Lebewesen aufgrund ihrer Artzugehörigkeit. Diese Bachelorarbeit untersucht, wie speziesistische Einstellungen das Konsumverhalten beeinflussen und welche Rolle die moralische Entkopplung dabei spielt.
Ziele und Aufgaben
Die Bachelorarbeit verfolgt mehrere zentrale Ziele und Aufgaben, um das Verständnis für Speziesismus und dessen Auswirkungen auf das Konsumverhalten zu ergründen:
1. Auswirkungen von Speziesismus auf das Kaufverhalten: Ziel: Herausfinden, wie speziesistische Einstellungen die Kaufabsicht für konventionelle oder nachhaltige Produkte beeinflussen.
Aufgabe: Analyse der Kaufabsicht bei Personen mit hohen und niedrigen speziesistischen Einstellungen in Bezug auf ein konventionelles (Poulet) und nachhaltiges (Bio-Poulet) Produkt.
2. Ermittlung der Preisbereitschaft: Ziel: Untersuchen, wie speziesistische Einstellungen die Bereitschaft beeinflussen, für nachhaltige Produkte zu zahlen.
Aufgabe: Vergleich der Preisbereitschaft für konventionelle und nachhaltige Produkte bei Personen mit unterschiedlichen speziesistischen Einstellungen.
3. Analyse der moralischen Entkopplung: Ziel: Untersuchen, wie Speziesismus die moralischen Entkopplung beeinflusst und es Menschen ermöglicht, trotz moralischer Bedenken Fleisch zu konsumieren.
Aufgabe: Ermittlung der moralischen Entkopplung bei unterschiedlichen speziesistischen Einstellungen sowie vergleich der verschiedenen Produkte.
Methodisches Vorgehen
Um die Forschungsfrage zu beantworten, wurde ein experimentelles Studiendesign gewählt. Die Teilnehmer*innen wurden in vier vordefinierte Gruppen eingeteilt. Speziesismusniveau (hoch/niedrig) und dem Produkttyp (konventionell/nachhaltig). Folgende Schritte wurden durchgeführt:
Priming und Gruppeneinteilung: Die Teilnehmer*innen wurden durch ein fiktives Zitat manipuliert und in eine hohe oder niedrige Speziesismus-Bedingung eingeordnet. Anschliessend wurde der Speziesismus gemessen.
Präsentation der Produkte: Den Teilnehmer*innen wurden entweder konventionelle (Poulet) oder nachhaltige Produkte (Bio-Poulet) präsentiert je nach Gruppenzugehörigkeit.
Datenerhebung: Mithilfe von verschiedenen theoretisch hergeleiteten Skalen wurden Daten zu Speziesismus, Kaufabsicht, Preisbereitschaft und moralischer Entkopplung erhoben.
Datenanalyse: Die Daten wurden mit einer zweifaktoriellen Varianzanalyse ausgewertet, um die Haupteffekte und Interaktionseffekte der unabhängigen Variablen zu untersuchen.
Ergebnisse
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie sind:
Kaufabsicht: Teilnehmer*innen mit hohen speziesistischen Einstellungen zeigten eine stärkere Kaufabsicht für konventionelle Produkte im Vergleich zu nachhaltigen Produkten. Das deutet darauf hin, dass Speziesismus die Präferenz für weniger nachhaltige Konsumentscheidungen verstärkt.
Preisbereitschaft: Personen mit niedrigen speziesistischen Einstellungen waren bereit, mehr für nachhaltige Produkte zu bezahlen als Personen mit hohen speziesistischen Einstellungen. Das zeigt, dass speziesistische Einstellungen auch die Preisbereitschaft für nachhaltige Produkte beeinflussen.
Moralische Entkopplung: Teilnehmer*innen mit hohen speziesistischen Einstellungen zeigten eine höhere moralische Entkopplung, besonders in Bezug auf konventionelle Produkte. Das deutet darauf hin, dass Speziesismus Menschen dazu befähigt, moralische Bedenken zu überwinden und trotzdem Fleisch zu konsumieren.
Fazit und Ausblick
Die Ergebnisse der Bachelorarbeit verdeutlichen, dass speziesistische Einstellungen einen signifikanten Einfluss auf das Konsumverhalten haben und zur moralischen Entkopplung beitragen. Diese Erkenntnisse sind besonders relevant, um die Diskrepanz zwischen der Einstellung zu nachhaltigem Konsum und dem tatsächlichen Verhalten zu verstehen.
Für zukünftige Forschungen sind folgende Punkte zentral:
Reduktion von Speziesismus: Welche Massnahmen können Speziesismus effektiv reduzieren? Bildung könnte eine Schlüsselrolle spielen, um speziesistische Einstellungen bereits im schulpflichtigen Alter zu mindern.
Untersuchung der moralischen Entkopplungsmechanismen: Welche spezifischen Mechanismen der moralischen Entkopplung werden durch Speziesismus aktiviert?
Freie Kaufauswahl und Preisbereitschaft: Wie würde sich das Kaufverhalten ändern, wenn den Konsument*innen eine breitere Auswahl an Produkten zu unterschiedlichen Preisen angeboten würde?
Langfristig könnte die Reduktion von Speziesismus nicht nur das individuelle Konsumverhalten hin zu mehr Nachhaltigkeit verändern, sondern auch die ausbeuterische Haltung gegenüber Tieren verringern. Das würde nicht nur das Tierwohl verbessern, sondern auch die Umweltbelastung durch reduzierten Fleischkonsum signifikant senken.