Prozessuale und organisatorische Einbindung der IT-Architekten in die agile Umsetzung von Unternehmen

Prozessuale und organisatorische Einbindung der IT-Architekten in die agile Umsetzung von  Unternehmen
SAFe Architektur-Rollen und -Domänen (Quelle: https://v5.scaledagileframework.com/agile-architecture)

Kontext
Der Trend des «agilen Arbeitens» führt dazu, dass Unternehmen agile Frameworks wie das Scaled Agile Framework (SAFe) verwenden, was auch einen direkten Einfluss auf die Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten der IT-Architekten hat. Das Framework definiert zur Umsetzung der agilen Architektur drei Architektur-Rollen. Obwohl es sich dabei um Best Practices handelt, besteht die Herausforderung darin, diese Rollen, Ansätze und Vorgehensweisen in den Unternehmensalltag zu integrieren und vor allem für Unternehmen, die sich in der Transformation befinden, abzuschätzen, was sich davon bewährt und was nicht.

Ziele
Das Ziel der Bachelor-Thesis war es, mit den theoretischen Grundlagen von SAFe und den gewonnenen Erkenntnissen aus der Praxisanalyse qualifizierte Handlungsempfehlungen in Bezug auf die Rolle des IT-Architekten in der agilen Umsetzung zu verfassen. Diese Empfehlungen sollen Unternehmen bei der agilen Transformation helfen und dabei Best Practices aus der Praxis in Form einer Zusammenfassung aufzeigen.

Methodik
Um die gewünschten Ergebnisse zu erhalten, wurde in einem ersten Schritt eine ausführliche Literaturrecherche für SAFe, die agile Architektur und deren drei Rollen durchgeführt. Anhand dessen wurden sechs Experteninterviews mit Architekten aus verschiedenen Unternehmen mithilfe eines Interviewleitfaden durchgeführt, um die Praxissicht zu erhalten und zu dokumentieren. Abschliessend wurden die Resultate in einer Zusammenfassung aus den Blickwinkeln «Agile Organisation & Aufbau Architektur», «Architektur-Prozess», «Tätigkeiten Architekt» «Rolle System-Architekt in agiler Umsetzung» gegenüber die Theorie von SAFe gestellt und daraus sechs Handlungsempfehlungen abgeleitet.

Ergebnisse
Die Ergebnisse des Vergleichs zeigen, dass gewisse Muster in der Praxis bezüglich der Anwendung von SAFe und der Architektur erkennbar sind. Vor allem in Bezug auf die Ebenen, Rollen, Events und Artefakte, aber auch die Kommunikation der Architekten mit der agilen Umsetzung sind nur geringe Unterschiede zwischen Theorie und Praxis erkennbar.

Die erarbeiteten Empfehlungen sehen vor, dass die Architekten «Coachen, nicht bestimmen» müssen, die Top-Down-Kommunikation ist Vergangenheit, Architekturdesign ist mit der agilen Arbeitsweise eine Kollaboration. Um dies allerdings zu realisieren, muss den Architekten die Zeit und Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Dadurch «braucht es mehr Architekten». Das Wichtigste, um effektiv und schnell zu sein, ist «Kommunikation» zwischen Architekten und Teams. Hier stehen die Architekten einerseits in der Pflicht, die Kommunikation von ihrer Seite transparent zu gestalten, andererseits aber auch versuchen müssen, eine Vertrauensbasis gegenüber den Mitarbeitenden aufzubauen, damit diese bei Problemen auch tatsächlich auf sie zugehen.

Vor allem bei grossen Vorhaben ist die Architektursicht bereits beim Lösungsdesign wichtig, um das Risiko einer Verletzung von Architekturrichtlinien und das Design einer Insellösung zu verhindern. Aus diesem Grund wird ein «frühzeitigen Einbezug der Architekten» empfohlen. «Agil heisst nicht, ich kann machen, was ich will», d.h. braucht es zudem Architekturrichtlinien, allerdings dürfen diese auf keinen Fall, die dezentralisierte Entscheidungsfindung innerhalb der Teams einschränken. Zusätzlich braucht es den «Architectural Runway», um die Systeme aus architektonischer Sicht stetig weiterzuentwickeln und Änderungen vorauszuplanen.