Kontraproduktives Arbeitsverhalten in virtuellen vs. physischen Team-Meetings

Kontraproduktives Arbeitsverhalten in virtuellen vs. physischen Team-Meetings

Einleitung / Kontext
Virtuelle und hybride Meetings sind längst zur Norm geworden. Was mit der Pandemie begann, hat sich in vielen Organisationen als fester Bestandteil der Arbeitskultur etabliert. Damit gehen neue Chancen, aber auch Herausforderungen einher – insbesondere im Hinblick auf das Verhalten der Teilnehmenden während solcher Meetings. Wie präsent ist man wirklich, wenn man „nur“ online zugeschaltet ist?

Problemstellung & Zielsetzung
Während hybride Arbeitsformen Flexibilität und Ortsunabhängigkeit ermöglichen, entstehen neue Spannungsfelder in der Zusammenarbeit: Virtuelle Teilnehmende sind oft weniger sichtbar, seltener eingebunden – und möglicherweise auch leichter abgelenkt. Frühere Studien zeigen: Wer online teilnimmt, schweift häufiger ab. Aber gilt das auch für destruktives Verhalten?

Ziel meiner Bachelorarbeit war es, zu untersuchen, wie sich die Teilnahmeform (physisch vs. virtuell) auf kontraproduktives Arbeitsverhalten (CWB) und Off-Task-Aktivitäten auswirkt. Zusätzlich habe ich geprüft, welche Rolle psychologische Sicherheit und soziale Kontrolle dabei spielen – zwei zentrale Einflussfaktoren für Verhalten im Team.

Methodik
Die empirische Untersuchung basiert auf einem quasiexperimentellen Studiendesign mit 96 berufstätigen Personen, die reale Team-Meetings bewertet haben. Die Datenerhebung erfolgte über eine standardisierte Online-Umfrage, die auf bestehenden Datensätzen aufbaute und um eigene Erhebungsinhalte ergänzt wurde.

Die Auswertung erfolgte mit statistischen Verfahren wie ANOVA, t-Tests und Korrelationsanalysen.

Ergebnisse
Off-Task-Aktivitäten:
Virtuell teilnehmende Personen zeigten signifikant häufiger Ablenkungsverhalten als physisch Anwesende. Sie verbrachten im Schnitt doppelt so viel Zeit mit Nebentätigkeiten – wie das Bearbeiten anderer Aufgaben oder digitale Ablenkung.

Kontraproduktives Verhalten (CWB):
Zwischen physischer und virtueller Teilnahmeform zeigte sich kein signifikanter Unterschied bei kontraproduktivem Verhalten.

Einflussfaktoren:
Stattdessen wirkten soziale Kontrolle (z. B. Kameranutzung, Sichtbarkeit) und psychologische Sicherheit als entscheidende Schutzfaktoren: Je höher diese eingeschätzt wurden, desto geringer das Ausmass an CWB – unabhängig von der Teilnahmeform.

Diese Ergebnisse zeigen: Nicht das Meeting-Format allein führt zu kontraproduktivem Verhalten, sondern vor allem soziale und psychologische Rahmenbedingungen. Führungskräfte sollten deshalb besonders auf Sichtbarkeit, Einbindung und Vertrauen achten – auch (und gerade) in digitalen Räumen.