Gewinnsteuerwettbewerb zwischen den Schweizer Kantonen

Gewinnsteuerwettbewerb zwischen den Schweizer Kantonen

Kontext

Die Schweiz verfügt über ein föderalistisches Steuersystem. Das bedeutet, dass Bund, Kantone und Gemeinden eigenständig Steuern erheben dürfen. Jeder Kanton kann somit eigene Steuergesetze und Steuersätze festlegen, was zu einem Steuerwettbewerb zwischen den Kantonen führt. Besonders der Gewinnsteuerwettbewerb kann die Attraktivität eines Standorts beeinflussen und somit die Standortwahl von Unternehmen mitbestimmen.

Am 1. Januar 1993 das Steuerharmonisierungsgesetz (StHG) in Kraft. Da dieses jedoch keine einheitlichen Steuersätze, -tarife oder -freibeträge vorschreibt, bleibt der Steuerwettbewerb bestehen. Es regelt lediglich, dass die kantonalen Steuergesetze nach den gleichen Grundsätzen ausgestaltet werden müssen. Mit der Annahme der Steuerreform und AHV-Finanzierung (STAF) wurden die steuerpolitischen Rahmenbedingungen zudem so angepasst, dass die internationale Standortattraktivität der Schweiz gestärkt wird.

Vor diesem Hintergrund untersucht die vorliegende Bachelor-Thesis den Gewinnsteuerwettbewerb zwischen den Schweizer Kantonen und analysiert dessen Auswirkungen auf die Standortwahl von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) im Kanton Bern.

Ziele und Forschungsfragen

Das Ziel dieser Bachelor-Thesis ist es, die bestehenden Unterschiede in der Gewinnsteuerbelastung zwischen den Schweizer Kantonen zu untersuchen und ihre Bedeutung im Vergleich zu anderen Standortfaktoren bei der Wahl eines Standorts zu ermitteln. Im Zentrum stehen dabei die folgenden Forschungsfragen:

  1. Welche Unterschiede bestehen in der Gewinnsteuerbelastung zwischen den Schweizer Kantonen?
  2. Welche Rolle spielt die Gewinnsteuerbelastung im Vergleich zu anderen Standortfaktoren bei der Standortwahl eines Berner KMU?

Die Beantwortung dieser Forschungsfragen ist relevant, um festzustellen, wie stark der Gewinnsteuerwettbewerb zwischen den Schweizer Kantonen tatsächlich ist und welche Auswirkungen die Gewinnsteuerbelastung auf die Standortwahl von Unternehmen hat.

Diese Forschungsfragen sind für die Praxis von Bedeutung, weil jedes Unternehmen bei der Gründung oder Erweiterung einen geeigneten Standort auswählen muss. Die Beantwortung der zweiten Forschungsfrage soll Unternehmen daher eine Orientierungshilfe mit den wichtigsten Standortfaktoren bei der Standortwahl liefern. Darüber hinaus soll der Politik eine Grundlage über die tatsächlichen Auswirkungen steuerpolitischer Entscheidungen auf die Standortwahl von Unternehmen bereitgestellt werden. Die Arbeit soll zudem dazu beitragen, der Politik die Bedeutung der Steuerpolitik für die Förderung der Standortattraktivität aufzuzeigen.

Methodik

Zur Beantwortung der ersten Forschungsfrage wurden die effektiven Gewinnsteuersätze aller Schweizer Kantone für die Jahre 2010 bis 2024 in Excel selbst berechnet. Dabei wurden die jeweils gültigen Steuersätze, Steuerfüsse und kantonalen Besonderheiten berücksichtigt, um eine transparente Analyse zu ermöglichen.

Für die Beantwortung der zweiten Forschungsfrage kam ein quantitatives Forschungsdesign in Form einer Online-Umfrage zum Einsatz. Die Umfrage wurde von kleinen und mittleren Unternehmen im Kanton Bern ausgefüllt. Die Ergebnisse wurden quantitativ ausgewertet und durch statistische Tests ergänzt, um branchenspezifische Unterschiede und Zusammenhänge zu analysieren.

Ergebnisse

Die Analyse zeigt, dass die effektive Gewinnsteuerbelastung in den meisten Schweizer Kantonen zwischen 2010 und 2024 gesunken ist. Gleichzeitig ist in diesem Zeitraum auch die Differenz zwischen dem Kanton mit der höchsten und dem Kanton mit der niedrigsten Gewinnsteuerbelastung kleiner geworden. Dies bedeutet, dass sich die Kantone im Gewinnsteuerwettbewerb angenähert haben. Zudem zeigt sich, dass es zwei Unterschiede bei der Gewinnsteuerbelastung gibt, nämlich die Art der Berechnung und die Höhe der Belastung.

Die Online-Umfrage zeigt, dass die Gewinnsteuerbelastung zwar ein wichtiger, aber nicht der entscheidende Faktor bei der Standortwahl eines Berner KMU ist. Wichtiger sind beispielsweise die Nähe zur Kundschaft oder die Verfügbarkeit von Arbeitskräften. Zudem lassen sich je nach Branche unterschiedliche Bedürfnisse und Prioritäten bei der Standortwahl feststellen.