Erfolgreiche Nachfolgeplanung im Ehrenamt - Eine Benchmark-Analyse in Solothurner Turnvereinen

Erfolgreiche Nachfolgeplanung im Ehrenamt - Eine Benchmark-Analyse in Solothurner Turnvereinen
Nima Sarram / Unsplash

Die ehrenamtliche Arbeit ist das Rückgrat der Turnvereine in der Schweiz. Ohne das Engagement der Ehrenamtlichen wäre der Fortbestand der rund 3'000 Turnvereine in der Schweiz und der 186 Turnvereine im Kanton Solothurn bedroht. Vielen Turnvereinen bereitet die Nachfolgeplanung und damit die Suche nach Ehrenamtlichen zunehmend Mühe, den die Bereitschaft, sich längerfristig für ein Amt zu verpflichten ist rückläufig. Weiter lässt sich ein Trend verzeichnen, dass viele Mitglieder ab 15 Jahren aus einem Turnverein austreten.

Mithilfe einer Benchmark-Analyse wurde untersucht, vor welchen Herausforderungen die Solothurner Turnvereine hinsichtlich ihrer Nachfolgeplanung stehen und welche Erfolgsfaktoren den Turnverein zu einer erfolgreichen Nachfolgeplanung verhelfen. Zudem wurden Anreize eruiert, durch die Mitglieder im Alter von 16 bis 25 Jahren langfristig an den Verein gebunden werden.

Zur Beantwortung der Forschungsfragen diente nebst bestehender Literatur und aktuellen Sportvereins-Studien eine qualitative Forschung. Um vertieftere Erkenntnisse über die Nachfolgeplanung in den Vereinen zu erhalten, wurden Vorstandsmitglieder aus acht unterschiedlichen Turnvereinen aus dem Kanton Solothurn interviewt.

Die Benchmark-Analyse zeigte, dass die befragten Turnvereine bereits Massnahmen wie Job-Sharing oder Stellenbeschriebe einführten, um das Ehrenamt für ihre Mitglieder attraktiver zu gestalten. Die meisten Turnvereine verfügen über keine strategische Nachfolgeplanung, sondern gehen diese situativ an und können so eine kurz- bis mittelfristige Nachfolgeplanung sicherstellen. Die Ergebnisse zeigen, dass ein Ehrenamt vorwiegend aus emotionalen und intrinsischen Gründen ausgeführt wird.

Als eher herausfordernd gilt die Nachfolgeplanung verantwortungsvollerer Ehrenämter wie beispielsweise das Präsidium. Zudem sind immer weniger Mitglieder bereit, viel Verantwortung zu tragen oder würden sich die Übernahme eines Ehrenamts nicht zutrauen. Als Erfolgsfaktor gilt, die Transparenz über die Leistung der ehrenamtlichen Arbeit und auch das Aufzeigen, welchen Eigennutzen man durch das Ehrenamt erlangt. Zudem gilt es erfolgreich, den Mitgliedern schrittweise Verantwortung zu übertragen. Für die langfristige Bindung an einen Verein bedarf es an äusseren (Zufriedenheit mit dem Sportangebot und der Vereinsfaktoren) und den inneren Faktoren (emotionale und soziale Verbundenheit mit dem Verein/den Vereinsmitgliedern). Hinzu kommt, dass Mitglieder einen Anreiz seitens des Vereins verspüren müssen, um einerseits im Verein zu bleiben aber auch, um sich freiwillig zu engagieren.

Basierend auf den Ergebnissen lassen sich für die Nachfolgeplanung im Ehrenamt die folgenden drei Handlungsempfehlungen ableiten:

  • Nachfolgeplanung im Ehrenamt strategisch und frühzeitig angehen
  • Mehr Transparenz über das Ehrenamt schaffen
  • Jungen Mitglieder zwischen 16 und 25 Jahren schrittweise Verantwortung übertragen

Für die Mitgliederbindung wurden die folgenden drei Handlungsempfehlungen ausgearbeitet:

  • Identifikation mit dem Verein bereits in der Jugend fördern
  • Jugendlichen bereits im Oberstufen-Alter in die Trainings der Aktivriege integrieren
  • Bedürfnisse zum Sportangebot und der Vereinsführung bei den Mitgliedern abholen