Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Amt für Grundstücke und Gebäude des Kantons Bern

Kontext
Der öffentliche Sektor steht durch technologische Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz (KI) vor einem tiefgreifenden Wandel. Während KI grosse Chancen für Effizienzsteigerung, datenbasierte Entscheidungen und bessere Bürgerdienste bietet, warnen Kritiker vor Risiken wie Arbeitsplatzverlust, mangelnder Transparenz und erhöhter Fehleranfälligkeit. Trotz wachsender internationaler Beispiele und politischer Leitlinien fehlt es bislang an empirischen Studien zur konkreten Anwendung von KI in der Verwaltung. An diesem Punkt setzt die vorliegende Untersuchung an, indem sie den Einsatz von KI im Amt für Grundstücke und Gebäude (AGG) des Kantons Bern analysiert.
Ziel
Ziel der Untersuchung war es, den aktuellen Stand des KI-Einsatzes im AGG zu erfassen, zentrale Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze zu analysieren sowie mögliche Anwendungsfelder zu identifizieren, unter Einbezug von Aspekten wie Nutzung, Change-Management, Verwaltungskultur, Akzeptanzmodellen und potenziellen Anwendungen.
Die zugrundeliegende Forschungsfrage lautet: «Wie nutzen die Mitarbeitenden des Amts für Grundstücke und Gebäude (AGG) des Kantons Bern KI-Tools, welche Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze sowie potenzielle Anwendungsbereiche bestehen?»
Methode
Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde ein Mixed-Methods-Ansatz gewählt. Im qualitativen Teil wurde ein Experteninterview mit einem Abteilungsleiter des Bereichs Digital Management der Bau- und Verkehrsdirektion (BVD) des Kantons Bern durchgeführt. Aufbauend darauf folgte eine quantitative Umfrage unter den Mitarbeitenden des AGG.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass im AGG bislang KI-Tools nicht offiziell eingesetzt werden. Zwar existieren Systeme zur automatisierten Datenverarbeitung, diese werden jedoch nicht als KI im engeren Sinne verstanden. Jedoch ist zu beobachten, dass viele Mitarbeitende KI-Tools wie Chatbots informell benutzen. Auf organisatorischer Ebene bestehen vor allem Unsicherheiten im Hinblick auf Datenschutz und Datenverfügbarkeit und -qualität. Auf individueller Ebene dominieren die Skepsis gegenüber der Zuverlässigkeit von KI-Tools und die mangelnden Kenntnisse. Als zentrale Lösungsansätze wurden praxisnahe Schulungsangebote, transparente Kommunikation über Ziele und Nutzen von KI sowie verbindliche Anwendungsrichtlinien genannt. Potenzielle Anwendungsbereiche von KI liegen in der Texterstellung, Datenanalyse oder der Automatisierung repetitiver Aufgaben. Die Mitarbeitenden sehen in diesen Bereichen konkrete Effizienz- und Qualitätsgewinne.
Abschliessend lässt sich feststellen, dass sich das AGG noch am Anfang der KI-Einführung befindet, die Thematik jedoch bereits heute für viele Mitarbeitende von hoher Relevanz ist. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass technologische Innovationen nicht isoliert betrachtet werden dürfen, sondern immer im Zusammenspiel mit organisatorischen und individuellen Rahmenbedingungen zu bewerten sind. Das AGG begegnet dem Thema KI mit Offenheit und Augenmass und setzt auf schrittweise Erprobung im Rahmen konkreter Anwendungsfälle.