Einfluss von Overconfidence und Loss Aversion im Investmentverhalten

Einfluss von Overconfidence und Loss Aversion im Investmentverhalten
Quelle: Pixabay

Kontext

Diese Forschungsarbeit untersucht, wie kognitive Verzerrungen – Overconfidence und Loss Aversion – das Investitionsverhalten privater Anleger in der Schweiz beeinflussen. Da diese Anleger immer häufiger eigenverantwortlich über ihre finanziellen Entscheidungen bestimmen, rückt der empirisch belegte Einfluss emotionaler und kognitiver Biases zunehmend in den Fokus. Die Analyse solcher psychologischen Verzerrungen bietet wertvolle Einblicke in die Ursachen suboptimaler Anlageentscheidungen und trägt zum besseren Verständnis des Verhaltens privater Investoren bei.

Ziel / Aufgaben

Ziel dieser Arbeit ist es, zu untersuchen, in welchem Ausmass Overconfidence und Loss Aversion bei privaten Investoren in einer Schweizer Stichprobe auftreten und ob signifikante Unterschiede zwischen unerfahrenen und erfahrenen Anlegern bestehen. Dabei werden zwei zentrale Fragestellungen verfolgt:

  1. Wie stark unterscheiden sich Overconfidence-Ausprägungen zwischen unerfahrenen (Studierenden) und erfahrenen Anlegern (Professionals)?
  2. Wie manifestieren sich Overconfidence und Loss Aversion im tatsächlichen Investitionsverhalten in einem realen Marktumfeld?

Die Arbeit soll einerseits Unterschiede zwischen Anlegergruppen aufdecken, andererseits aber auch zeigen, wie sich psychologische Effekte konkret in Handelsentscheidungen äussern.

Methoden

Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurde ein Mixed-Methods-Design gewählt, das quantitative und qualitative Ansätze kombiniert:

Quantitative Umfrage (1. Forschungsfrage):
Die Online-Umfrage umfasste einen Finanzwissenstest mit 18 Fragen, bei dem die Teilnehmenden zusätzlich ihre Antwortsicherheit angaben. Anhand der Abweichung zwischen tatsächlichem Wissen und subjektiver Sicherheit wurde das Overconfidence-Niveau ermittelt. Dies ermöglichte einen Vergleich zwischen Studierenden (unerfahrene Anleger) und Professionals (erfahrene Anleger).

Qualitatives Trading-Selbstexperiment (2. Forschungsfrage):
Über vier Wochen wurden reale Handelsentscheidungen dokumentiert, abwechselnd basierend auf technischer Analyse und Intuition. Ein Trading-Journal hielt zu jeder Transaktion Einschätzungen zu Risiko, Emotionen und Entscheidungsverhalten fest. Die Auswertung lieferte qualitative Einblicke in das Auftreten von Overconfidence und Loss Aversion im praktischen Börsenkontext.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der Online-Umfrage zeigen, dass unerfahrene Anleger ihr Finanzwissen signifikant überschätzen, während erfahrene Anleger zu einer realistischeren Selbsteinschätzung neigen. Eine vertiefende Analyse weist darauf hin, dass neben dem Erfahrungsgrad auch das Alter mit dem Overconfidence-Niveau in Zusammenhang steht.

Das qualitative Selbstexperiment verdeutlicht, wie sich Overconfidence und Loss Aversion im realen Handel konkret manifestieren. Trotz insgesamt geringer Gewinnpositionen trat Overconfidence in Form erhöhter Handelsfrequenz und übersteigerter Selbsteinschätzung auf. Verluste führten häufig zu einem Zögern beim Schliessen von Positionen oder zu impulsiven Rückzügen, was typische Merkmale von Loss Aversion und dem Dispositionseffekt erkennen lässt. Auffällig war, dass beide Verzerrungen häufig gemeinsam auftraten und im Zeitverlauf zu einer verzerrten Selbstwahrnehmung sowie zu inkonsistenten Entscheidungsstrategien führten.

Insgesamt wird deutlich, dass Overconfidence und Loss Aversion nicht nur theoretisch beschreibbar, sondern auch praktisch beobachtbar sind und das Investitionsverhalten wesentlich mitprägen – insbesondere bei weniger erfahrenen Anlegern.