Digitaler Wandel im Treuhandwesen: Eine qualitative Analyse zur Akzeptanz und Einstellung von Führungskräften gegenüber neuen Technologien in der Mandantenbuchhaltung

Digitaler Wandel im Treuhandwesen: Eine qualitative Analyse zur Akzeptanz und Einstellung von  Führungskräften gegenüber neuen Technologien in der  Mandantenbuchhaltung

Kontext

Die Digitalisierung verändert das Treuhandwesen grundlegend, insbesondere in der Mandantenbuchhaltung, die stark von wiederkehrenden Routinetätigkeiten geprägt ist. Technologien wie Prozessautomatisierung und Künstliche Intelligenz (KI) versprechen Effizienzgewinne und eine Neudefinition des Berufsbilds: weg vom Buchhalter, hin zum digitalen Berater.

Trotzdem verläuft die Transformation in der Praxis häufig zögerlich. Gründe dafür sind nicht nur technischer Natur, sondern liegen oft in den Haltungen und Entscheidungen der Führungsebene. Die vorliegende Arbeit untersucht deshalb:

Wie stehen Führungskräfte von Treuhandunternehmen zur Anwendung von Prozessautomatisierung und KI in der Mandantenbuchhaltung – und welche Faktoren beeinflussen ihre Akzeptanz?

Ziel und Aufgabenstellung

Ziel der Untersuchung war es, zu analysieren,

  • wie Führungskräfte in mittelgrossen bis grossen Treuhandunternehmen die Einführung und Nutzung digitaler Technologien (insbesondere Prozessautomatisierung und KI) bewerten,
  • welche individuellen, organisatorischen und externen Faktoren ihre Akzeptanz beeinflussen,
  • und wie sich ihre Haltung auf die Umsetzung in der Praxis auswirkt.

Zudem wurde ein praxisnaher Leitfaden zur digitalen Transformation auf Grundlage eines Interviews mit einem Branchenspezialisten entwickelt.


Methodik

Die Untersuchung basiert auf halbstrukturierten Experteninterviews mit Führungspersonen aus der Deutschschweizer Treuhandbranche. Ergänzend wurden Gespräche mit Softwareanbietern und einem Digitalisierungsexperten geführt.

  • 8 Interviews mit Führungskräften
  • 3 ergänzende Gespräche mit zwei Softwareanbietern und einem Digitalisierungsexperten

Die Auswertung erfolgte mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Schreier (2012). Grundlage bildete ein sechsteiliges Kategoriensystem mit den Bereichen:

  • Wahrnehmung und Bewertung digitaler Technologien
  • Nutzung und Umsetzung
  • Führungsverständnis und -stil
  • Organisatorischer Kontext
  • Externe Einflussfaktoren
  • Berufsbild und Rollenwandel

Im Fokus stand die subjektive Perspektive: Einstellungen, Erfahrungen und Handlungsweisen rund um Digitalisierung im Führungskontext.


Ergebnisse

Die befragten Führungskräfte zeigen sich offen gegenüber Automatisierungstechnologien, während KI zurückhaltender bewertet wird. Letzteres wird auf mangelnde Transparenz, rechtliche Unsicherheiten und begrenzten funktionalen Mehrwert zurückgeführt.

Umsetzung und Nutzung erfolgen oft selektiv oder schrittweise, etwa über Pilotprojekte. Führungspersonen sehen sich in einer aktiven Rolle, sowohl als strategische Entscheider als auch als kommunikative Vermittler im Team.

Externe Faktoren, insbesondere Erwartungen von digitalaffinen Mandanten, gelten als starker Veränderungstreiber. Gleichzeitig bremsen analoge Kundenbedürfnisse, Datenschutzfragen und technische Limitierungen die Entwicklung.

Ein deutlicher Wandel zeigt sich im Berufsbild: Klassische Routinetätigkeiten verlieren an Bedeutung, während beratungsnahe Funktionen zunehmen. Die Anforderungen an Qualifikation und technisches Verständnis steigen.


Fazit

Die Arbeit zeigt: Akzeptanz digitaler Technologien im Treuhandwesen ist kein rein technisches Thema, sondern eng mit Führungsverhalten, organisationaler Einbettung und externen Rahmenbedingungen verknüpft.

Digitalisierung gelingt vor allem dann, wenn Führungspersonen den Wandel aktiv gestalten, klare Strukturen schaffen und den kulturellen Wandel im Unternehmen mittragen.