Beruf und Familie als gleichwertige Lebensbereiche: Perspektiven und Massnahmen für berufstätige Mütter

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stellt in der Schweiz nach wie vor eine grosse Herausforderung dar, vor allem für berufstätige Mütter. Trotz gesellschaftlichem Wandel orientieren sich viele Familien weiterhin an traditionellen Rollenbildern, was dazu führt, dass Frauen den Hauptanteil der unbezahlten Sorgearbeit leisten. Die zunehmende Erwerbsbeteiligung von Müttern trifft somit auf strukturelle und kulturelle Hürden, die ein gleichberechtigtes Berufsleben erschweren.
Ziel der Arbeit
Die Arbeit untersucht, welchen Herausforderungen berufstätigen Mütter in der Schweiz gegenüberstehen und welche Erwartungen und Wünsche sie an eine unterstützende Arbeitsumgebung haben. Ziel war es, praxisnahe Handlungsempfehlungen zu entwickeln, mit denen Unternehmen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gezielter fördern können.
Methode
Mittels qualitativer Forschung wurden sieben leitfadengestützte Interviews mit berufstätigen Müttern aus unterschiedlichen Branchen durchgeführt. Die Auswertung erfolgte durch qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring. Theoretische Modelle wie der Work-Family-Conflict und die Conservation-of-Resources-Theorie dienten als analytischer Rahmen.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen klar:
- Zeitdruck, unsichere Kinderbetreuung, Mental Load und gesellschaftlicher Erwartungsdruck sind zentrale Belastungen.
- Mütter wünschen sich mehr Flexibilität bei Arbeitszeit und -ort, verständnisvolle Führungskräfte und finanzielle sowie strukturelle Unterstützung, wie Zuschüsse oder Betriebskitas.
- Auf gesellschaftlicher Ebene braucht es längere Elternzeitregelungen und eine höhere Anerkennung von Care-Arbeit.
Handlungsempfehlungen
Um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern, sollten Unternehmen folgende Massnahmen umsetzten, unterstützt durch Praxisbeispiele:
- Flexible Arbeitsmodelle: Homeoffice, Gleitzeit, Teilzeit auch in Führungspositionen und Jobsharing.
- Beispiel: Allianz ermöglicht hohe Flexibilität und bis zu 25 Auslandsstage pro Jahr.
- Gleichstellung durch Elternzeit: Einführung längerer, geschlechtsunabhängiger Elternzeiten und strukturierte Rückkehrprogramme.
- Beispiel: Novartis bietet 18 Wochen bezahlten Elternurlaub für alle, unabhängig von Geschlecht oder Position.
- Unterstützung bei Kinderbetreuung: Zuschüsse, Notfallbetreuung, Ferienlösungen oder Kooperationen mit Kitas.
- Beispiel: Die SBB übernimmt bis zu 90 % der Betreuungskosten in Zusammenarbeit mit Profawo.
Diese Massnahmen zeigen, dass Vereinbarkeit nicht nur ein gesellschaftliches Anliegen, sondern auch ein strategischer Erfolgsfaktor für Unternehmen ist.
Fazit
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bleibt eine zentrale Herausforderung für berufstätige Mütter. Flexible Arbeitsbedingungen, unterstützende Unternehmenskulturen und gesellschaftliche Anerkennung sind entscheidend, um echte Gleichstellung zu fördern. Unternehmen können und sollten dabei aktiv mitgestalten.