Kultureller Wandel als Schlüssel zur digitalen Transformation: Strategien in den Migrationsämtern auf kantonaler Ebene

Kontext
Die digitale Transformation stellt kantonale Migrationsämter in der Schweiz vor weitreichende Herausforderungen, die über die reine Einführung technischer Systeme hinausgehen. Zentral ist hierbei der kulturelle Wandel innerhalb der Organisationen, der bislang in vielen kantonalen Digitalisierungsstrategien nur punktuell berücksichtigt wird. Insbesondere Migrationsämter als direkte Schnittstelle zwischen Staat und Bevölkerung sehen sich einem hohen Anpassungsdruck gegenüber – nicht nur in Bezug auf Technologien, sondern auch im Hinblick auf neue Arbeitsweisen, Führungskulturen und Mitarbeiterbeteiligung. Der kulturelle Wandel ist dabei eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche und nachhaltige digitale Transformation.
Zielsetzung
Vor diesem Hintergrund verfolgte die vorliegende Bachelorarbeit das Ziel, zu untersuchen, wie der kulturelle Wandel in kantonalen Migrationsämtern gezielt gestaltet werden kann, um die digitale Transformation zu fördern. Im Zentrum stand die Analyse strategischer und praktischer Ansätze zur Förderung einer innovationsfreundlichen Verwaltungskultur. Dabei wurden insbesondere die Rolle der Führung, die Einbindung der Mitarbeitenden sowie zentrale Herausforderungen und Erfolgsfaktoren betrachtet. Ziel war es, praxisnahe Handlungsempfehlungen für den Migrationsdienst des Kantons Bern und vergleichbare Organisationen zu formulieren.
Methodik
Die Arbeit stützte sich auf ein qualitatives Forschungsdesign. Es wurden sechs leitfadengestützte Experteninterviews mit Fachpersonen aus fünf verschiedenen kantonalen Migrationsämtern durchgeführt. Ergänzend wurden die Digitalisierungsstrategien der Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Solothurn, St. Gallen und Zürich in einer qualitativen Dokumentenanalyse untersucht. Die Auswertung der Interviews erfolgte mittels qualitativer Inhaltsanalyse unter Verwendung der Software MAXQDA. Theoretisch fundiert wurde die Analyse durch etablierte Modelle des kulturellen Wandels nach Schein, Lewin, Kotter und Streicher.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass der kulturelle Wandel in der Praxis häufig nur unsystematisch und personenbezogen umgesetzt wird. Obwohl auf Führungsebene grundsätzlich ein Bewusstsein für dessen Bedeutung vorhanden ist, fehlen vielfach strukturierte Steuerungsansätze. Besonders wirksam erweisen sich Strategien, bei denen Mitarbeitende frühzeitig einbezogen und Führungspersonen als Vorbilder aktiv den Wandel unterstützen. Gleichzeitig wurden Herausforderungen wie technologische Unsicherheit, Widerstände gegenüber neuen Arbeitsformen sowie generationsbedingte Unterschiede in der Veränderungsbereitschaft identifiziert. Erfolgreiche Massnahmen umfassen unter anderem die Schaffung von Lernformaten, Pilotprojekten, eine offene Fehlerkultur und den Aufbau partizipativer Führungsstrukturen. Die Arbeit zeigt insgesamt, dass eine nachhaltige digitale Transformation ohne gezielt gestalteten kulturellen Wandel kaum realisierbar ist.