Der Fall der Credit Suisse – Eine wirtschaftliche und soziale Analyse der Übernahme

Kontext
Die Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS im März 2023 markierte einen historischen Wendepunkt für den Schweizer Finanzplatz. Als erstes Beispiel einer staatlich begleiteten Fusion zweier global systemrelevanter Banken in der Schweiz wirft der Fall grundlegende wirtschaftliche, politische und soziale Fragen auf. Ziel dieser Arbeit war es, die komplexen Dynamiken dieser Ausnahmesituation umfassend zu analysieren.
Ziel und Aufgaben
Ziel der Arbeit war eine interdisziplinäre Bewertung der Übernahme aus ökonomischer, regulatorischer, kommunikativer und gesellschaftlicher Perspektive. Zentrale Aufgaben waren:
- Analyse des ökonomischen Werts der Credit Suisse mit Fokus auf Immobilien und Substanzwert
- Untersuchung der Rolle von Bundesrat, FINMA und SNB im Rahmen des Notrechts
- Medienanalyse zu politischer Deutung und öffentlicher Wahrnehmung der Fusion
- Experteninterviews zu interner Kommunikation, Arbeitsplatzsicherheit und Kulturwandel
Methoden
Die Arbeit verfolgte einen Mixed-Methods-Ansatz:
• Quantitative Substanzwertanalyse zur Bewertung von Liegenschaften der Credit Suisse Schweiz AG
• Qualitative Experteninterviews mit aktiven und ehemaligen Mitarbeitenden und Führungskräften
• Medienanalyse auf Basis der Framing-Theorie (Entman) und Frame-Typologie (Semetko & Valkenburg)
• Auswertung nach deduktiv-induktivem Kategorienraster (Kuckartz, Mayring)
Ergebnisse
Die Immobilienanalyse zeigte stille Reserven von bis zu 1.5 Mrd. CHF – ein Indiz für eine erhebliche Unterbewertung der Credit Suisse. Die politische Intervention stützte sich auf Notrechtsartikel, wurde jedoch teils kritisch als demokratiedefizitär bewertet. Mitarbeitende beschrieben die Kommunikation als spät und wenig dialogisch, was emotionale Unsicherheit und kulturelle Spannungen verstärkte. Die Medien verfolgten unterschiedliche Narrative: von rationaler Krisenbewältigung bis hin zu moralisch aufgeladenen Skandalisierungen.
Fazit
Die Übernahme sicherte kurzfristig die Stabilität des Finanzsystems, war jedoch mit demokratischen, sozialen und ökonomischen Spannungsfeldern verbunden. Erfolgreiches Krisenmanagement erfordert neben regulatorischer Handlungsfähigkeit auch transparente Kommunikation, kulturelle Integration und institutionelles Lernen.